Skoglundsgården. -

Wed, 08 Aug 2018 10:02:53 +0000 von Martin Tuttas

Das klingt schwedisch und auch ein wenig nach Urlaub.

Und so ähnlich war es auch. In dieser schönen Freizeitstätte im schwedischen Dalarna verbrachten 42 Jugendliche mit ihren Betreuern einen 14tägigen Aufenthalt vom 19.Juli bis zum 5.August 2018. War für einige Teilnehmer die Fahrt über die Vogelfluglinie (Puttgarden-Rødby-Helsingborg-Falun) schon fast ein alter Hut, so war es für andere schon ein Abenteuer für sich. Busfahrt, Fähre und die ersten Eindrücke der schwedischen Landschaft weckten erste „Urlaubsgefühle“. 25 km nördlich der bekannten Bergwerksstadt Falun liegt unser diesjähriges Ziel Skoglundsgården in der Gemeinde Enviken. Wir waren etwas früh, wurden aber trotzdem vom Hausmeister Bo freudig begrüßt, der uns schon mal die fertigen Einrichtungen und Zimmer zeigte. Erst mal kurz zum See und dann gings ans Bettenmachen. Mit einem zünftigen Wurstgulasch und der obligatorischen Andacht endete der erste Tag und alle(?) waren froh, nach der 18stündigen Busfahrt endlich im Bett zu liegen.

Die nächsten Tage waren mit allerlei Freizeitaktivitäten, wie basteln mit Leder, Verzierungen von Frühstücksbrettern, Herstellung von Leberwurst, Wikingerschach usw. ausgefüllt. Bei sehr warmen Wetter bis ca. 35°C war das Siedlerspiel sehr anstrengend. Zum Glück gab es in Skoglundsgården immer genügend zu trinken.

Das mussten eine Handvoll Teilnehmern mit zwei Betreuern eine Woche lang ein wenig anders erleben. Während die Mehrheit der Teilnehmer im Lager blieb und sich mit den o.a. Freizeitaktivitäten und einer Tagesfahrt nach Rättvik und Falun beschäftigte, zog es die sieben in die Natur. Mit Rucksack und Zelt, Verpflegung eingeschlossen, ging es auf den Siljansleden.

Nach Wikipedia ist der Siljansleden ein etwa 340 Kilometer langer Trekking-Trail, der rund um das Siljansee-Gebiet führt. Die Siljan-Region liegt in der Provinz Dalarna in Mittelschweden und entstand durch einen Meteoriteneinschlag vor rund 360 Millionen Jahren. Der Weg führt meist entlang alter Sennhüttenpfade durch leicht hügeliges Gelände; es wechseln sich ausgedehnte Wälder und Sumpfgebiete ab. Man kommt an vielen kleinen Seen und kulturellen, historischen und natürlichen Sehenswürdigkeiten vorbei.

Wir hatten den Siljansleden vor vier Jahren begonnen und wollten ihn jetzt in Ången fortsetzen. Der schöne grüne Rasen vor von vier Jahren war wie an vielen anderen Stellen einer braunen Fläche gewichen. Jegliches offenes Feuer, auch das aus Gasbrennern, ist strikt untersagt. Mal sehen, was geht. Wir starten frohen Mutes. Das leicht hügelige Gelände ist für uns „Flachlandtiroler“ ganz schön anstrengend und wir kommen mächtig ins Schwitzen und Pusten. Entschädigt werden wir durch die grandiosen Natur mit phantastischen Ausblicken. Aber leider sich fast alle Bäche aufgrund der Trockenheit leer und wir müssen unser Trinkwasser regelrecht suchen. Dank eines Filtergerätes können wir auch Oberflächenwasser nutzen. Trotzdem müssen wir sparen. Am Ende des dritten Tages bei hohen Temperaturen, wir machen sehr viel Pausen und kürzen die Tageskilometer sehr stark, stehen wir in Hornberga und finden keinen Zeltplatz. Trinkwasser gäbe es höchstens aus einem ziemlich trockenen Bach. Ich begebe mich auf die Suche nach geeigneten Plätzen. Letztendlich gehe ich einfach in ein Haus und bitte einen Bewohner um Hilfe. Sein Großvater stamm aus Deutschland. Er führt mich zum Hambregården, einer ehemaligen (kirchlichen) Begegnungsstätte für Jugendliche. Man bietet uns Trinkwasser, Kochmöglichkeiten und Unterkunft in richtigen Betten an. Wir sind so dankbar! Später kommt der Hausmeister noch mit einer Packung Wassereis vorbei – wie im Paradies.

Am nächsten Morgen hat uns die Wirklichkeit wieder zurück. Wir müssen ca. 300 Höhenmeter auf kurzer Distanz nehmen. Oben gibt es eine Hütte mit Brunnen(!), aber leider keine Aussicht. Weiter zum (steinigen) Campingplatz in Grönklitt. Dafür aber mit warmen Duschen und Kochmöglichkeit. Einige Teilnehmer schlafen unter freiem Himmel, weil die Zelte nicht zu fixieren waren. Am nächsten Nachmittag dann der erste leichte Regen. Wir müssen überlegen, wo wir unsere Zelte aufbauen können. Und wir haben wieder mal Glück: Im Wald bei Fyriberg finden wir eine gefasste Quelle mit Trinkwasser. Kurz danach eine große Hütte mit phantastischem Ausblick über den Orsa- und Siljansee. Die hatten wir nicht erwartet, weil sie in den Karten nicht verzeichnet ist. Zufall? Abends ist Kochen immer noch nicht möglich. Ein freundlicher Nachbar weist uns eindringlich darauf hin – aber wir könnten doch seine Küche benutzen. Danke!

Nachts dann ein heftiger Gewitterschauer. Und nachdem wir morgens schnell unsere Zelte abgebaut hatten, setzte Dauerregen ein. Zum Glück wollte Kai uns sowieso bald abholen. Bis zum Abend haben wir Zeit. Und Mittagessen kochen geht jetzt auch wieder.

Die letzten Tage im Lager dienten u.a. der Vorbereitung auf den großen Abschlussabend mit eigens hergestellter Bratwurst, Zimtschnecken und einem kleinen Film über die vergangenen Tage. Die Zeit vergeht viel zu schnell – schnell noch mal zum See oder zum Sportplatz, und dann ist auch schon Putz- und Packtag. Alles klappt prima. Bo hat keine Beanstandungen und lässt alle noch mal herzlich grüßen.

Günther Schröder
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